Projekt Politik – GLP 2022

Meine Erfahrung mit Demokratie.


Als eher passives Mitglied war ich schon länger in der GLP (Grünliberale Partei). Vor 4 Jahren war die lokale GLP-Wahlliste recht leer. Ich war somit mit mehr oder weniger Begeisterung einverstanden, mich als Gemeinderat zur Verfügung zu stellen. Zeit für das Amt sollte ich voraussichtlich haben. Mit der Gründung der VFSN Sektion Linkes Zürichseeufer (Verein Flugschneise Süd Nein) 2004 hatte ich doch schon einige Jahre politische Erfahrung. Meine Wahl hat dann wegen ganz wenigen Stimmen nicht geklappt. Soviel zum Thema, eine Stimme zählt nicht. Für die Wahl hatte ich damals eher wenig getan. Meine einzige Bemühung war, noch kurz und viel zu spät einen kleinen Flyer für die GLP umzusetzen und dessen Verteilung zu veranlassen. In der Zwischenzeit bin ich nicht nur älter geworden, ich habe nun auch noch besser verstanden wie Politik funktioniert. Spät, dennoch besser als nie. Es liegt an jedem, dass Demokratie erfolgreich ist – vor allem dem Wähler.

Flyer 2018 – die verspäte Werbung

Ganz allgemein

2018 eröffnete ich diese Website und startete zudem einen Blog auf Twitter (heute mit über 1400 Followern). Nebenbei, diese Website, mit 20 Besuchern im Monat, ist weiter ein Flop (sie ist jedoch gut zum Üben und nachschlagen). Twitter-Follower sind Menschen, die meine Beiträge sogar gelegentlich kommentieren 😉 Vor allem liefern Sie mir jedoch Fakten zu Politik, Umwelt und vielen anderen Themen. In Twitter kann ich politisch recht neutral agieren und bestimmen wem ich folge. Populisten wie Köppel (Weltwoche) und Co. werden bei mir konsequent geblockt. Mit Twitter habe ich vieles gelernt, was Politik betrifft. Da hat es viele Egos, Windfahnen, Besserwisser, Mitschwimmer jedoch zum Glück auch Leute mit Grips und guter Motivation wie die quere Jaqueline Badran. Sie mögen Sie nicht? Egal, sie arbeitet mit Fakten. Politiker sind ein bunt gemischtes Volk, das von Lobbyisten – nicht nur der guten Art – mehr und mehr unterwandert wird. Frau Badran ist zum Beispiel in der SP, wie auch viele meiner Freunde Mitglieder anderer Parteien sind. Wichtig ist mir, dass ein Politiker für die Menschen Positives erreichen will. Verschiedene Sichten gehören dazu. Ich bin auch mit Jürg Grossen Nationalrat GLP meist völlig einig, einem lösungsorientieren und nicht polemischen Politiker. Sachpolitik und nicht Parteipolitik ist gefragt. Ein Grund für mich der GLP die Stange zu halten.

GLP-Politik wird, vor allem kantonal, auch von den Mitgliedern bestimmt. Klar gibt es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der GLP zu einzelnen Abstimmungen, wie bei jeder Partei. Sachlich und in meinem Sinn ist die GLP jedoch sehr gut unterwegs. Sinn und Zweck der Demokratie soll die Lösungsfindung für eine bessere Zukunft der Menschheit sein. Jeder der mitmacht und wählen geht, kann Einfluss nehmen.

Social Media und Wettbewerb

Gerade in den Corona-Zeiten hat die IT mit Social Media neue politische Mittel geschaffen. Die Einführung von Zoom hat zu mehr aktiven Parteimitgliedern in der GLP geführt. Die grüne Partei wäre für mich eine Option gewesen, dennoch sie sind gelegentlich sogar mir zu idealistisch. Auch die anderen Parteien haben immer mal etwas recht. Leider herrscht vielerorts die Meinung, Lösungen müssten immer einfach sein. Dem ist nicht so.

Das Resultat der CO2-Abstimmung war sehr vielsagend, auch was bezüglich der Politik von extrem rechts zum Thema Klima zu halten ist – nämlich fast gar nichts. Zugegeben, eine Abgabe die zu 100% an die Bevölkerung zurück ginge wäre der verständlichere Vorschlag gewesen. Aber mit Freiheit zu argumentieren ist einfach zu wenig weit gedacht. So wäre auch der Gurt, ein Tempolimit oder Katalysator beim Auto unmöglich. Parasiten und Profiteure im System verhindern häufig gute Lösungen. Diese wirken leider schon vor der Abstimmung in jeder Vorlage mit.

Beim Kernthema Umwelt sind die grünen Parteien häufig deckungsgleich, es geht um die Zukunft aller. Beim Weg zur Lösung sind die Grünen nicht immer kostenbewusst, was das Geld anderer anbelangt. Ich bestimme gerne selber, wem ich mein erarbeitetes Geld gebe und will nicht alles von Staatsangestellten und sturen Regeln entscheiden lassen. Die Welt ist nicht schwarz oder weiss. Liberal heisst Verantwortung tragen, das „alle sind gleich“ der SP ist nicht dasselbe. Menschen sind verschieden, Lösungsmöglichkeiten ebenso. Das Giesskannen-Prinzip mag ich selten. Initiative Menschen, jedoch auch Schlafmützen hat es überall. Alle kriegen dasselbe? Nein, das ist unfair. Genauso unfair, wie wenn die „rechte Politik“ den Superreichen >100Mio (zum reichsten 1% gehört man in der Schweiz bei >5Mio Vermögen) permanent die Steuern senkt. Genauso unfair wie alles vollständig der profitorientierten Leistungsgesellschaft unterzuordnen, wie zum Beispiel Altersheime und Krankenhäuser. Wettbewerb ist gut, kann jedoch auch zu unnötigen und sinnlosen Operationen und Profitstreben mit sehr schlechten Resultaten führen. Liberal ist anders. Menschen sind nicht nur Produktionsmaschinen, wir sind auch soziale Wesen. Dazu würde ich das Buch von Robert B. Reich empfehlen – Rettet den Kapitalismus! Für alle, nicht für 1%. Hervorragende Vorschläge und Gedanken.

Die Idee

Es entwickelt sich

Anfangs Oktober 2021 war ich, nach einer längeren Pause, wieder einmal an einer lokalen GLP-Sitzung. Ich sollte wieder auf die Wahlliste war die Meinung. Bin dabei, da es nun ein kleines, dynamisches Team hat. Richtig, Freiwillige für die Politik zu finden ist lokal sehr schwer: „Kei Zyt“, ist das Argument. Ich bin somit damit einverstanden mich auf die Wahlliste als Gemeinderat setzten zu lassen. Erkläre mich auch bereit, etwas mitzuhelfen. Auf was ich mich da eingelassen habe, wird mir erst später bewusst. Am 26.12.2021 erinnere ich mich, dass da doch an der letzten GLP-Sitzung das Thema Werbung und eine Zeitung aufkam. Hat da wer etwas gemacht? Nö! Ok, dann versuche ich mal was zu gestalten.

Es muss eine Software her. Dies möglichst als Open-Source (freie Software), damit es wenig kostet, falls mal andere auch mit wenig Geld damit arbeiten wollen. Ich gehöre zu den Menschen, die Dinge wie die Artikel 1:1 sehen müssen, sonst geht wenig. Finde diese Scribus Software mit der Googlesuche. Klingt ganz gut, und da hat es eine Vorlage, die mir gefällt. Damit starte ich das Zeitungsprojekt. Nach 2 Stunden finde ich das Tool noch etwas kompliziert, aber eigentlich hat es ein einfaches Konzept. Da kann ich recht einfach in Spalten tippen und Bilder einfügen. Klappt besser als ich dachte, nach wenigen Tagen habe ich eine erste Seite und verschiedene Artikel im Entwurf fertig – hmm. Die Software ist echt gut, kein Absturz und man lernt Schritt für Schritt dazu. Mit der Zeit läuft es besser und nach knapp einer Woche steht der erste Entwurf der GLP-Zytig. Ich frage nach Meinungen dazu. Fragte auch jemanden, zu deren Projekt auf Lokalhelden.ch ich geschrieben habe. Sie findet die den Zeitungsentwurf toll. Leider habe ich die Rechnung ohne die Politik gemacht. Kaum stelle ich es Kollegen vor, kommen Bedenken und Kritik, nö – so geht das gar nicht.

Oft ist Kritik hilfreich, nimm sie als Geschenk. WF 02.02.2022

Nun das gehört zu jedem Prozess. Hart, aber da muss man durch. Der typische Lernprozess ist selten einfach. Der Teufel steckt im Detail. Mein Glück, unser Präsident vermittelt mir einen Kollegen zum Gedankenaustausch über die Zytig. Gut, zudem ist er jemand der seine Meinung vertritt, sich mit Argumenten wehrt – das passt. Das war der entscheidende Tipp, der die „ZYTIG“ dann richtig vorwärts brachte. Nochmals Glück, wir konnten uns super gegenseitig motivieren und ergänzen. Mehr noch, der Kollege hat schon Erfahrung mit anderen Artikeln. Zwei nicht deckungsgleiche Meinungen, verschiedene Sichten. bringen einfach ein besseres Resultat. 1 + 1 = 3. Mit dem Rest des Teams erstand so die neue Zeitung in weniger als 2 Wochen. Google war übrigens häufig unser digitaler Hilfsarbeiter, es musste viel nachgefragt und geprüft werden. Resultat: Die GLP-Zytig ist von der Idee bis zum Versand an 13’000 Adressen in unter 30 Tagen geschafft worden. Dies auch dank der schnellen lokalen Druckerei.

Es ist Zeit, es bewegt sich…

Nebensache

Es kam noch dicker.

Parallel musste noch mehr für die Partei gemacht werden, auch der Flyer, die Plakate, Inserate… Inzwischen wurden nebenbei Threema (CH Lösung für Social Media) und Zoom oder Microsoft Teams zu nützlichen Werkzeugen. Ich lernte durch das Projekt auch immer mehr neue Menschen kennen bzw. traf sie nach langer Zeit mal wieder. Fotografen, Marktentwickler, Lektorinnen…

Auch beim Stadtrats-Plakat gab es sehr heisse Diskussionen. Schlussendlich wurde unter Zeitdruck dann ein Vorschlag aus verschiedenen Änderungsanträgen umgesetzt.

Das zum Schluss leicht modifizierte Plakat.

Für die Gemeinderatsinserate haben wir etwas anderes kreiert. Gemeinderatswahl und Stadtratswahl sind 2 getrennte Dinge. Beim Stadtrat (Executive) geht es um eine Personenwahl, der Gemeinderat (Legislative) wird mehrheitlich über die unveränderte Liste gewählt. Dies war mir bisher gar nicht so bewusst.

Perfekt konnten wir ohnehin nie agieren, alles stand unter Zeitdruck, da macht jeder Fehler. Der Webauftritt musste zum Beispiel auch noch aufgefrischt werden, Fragen vom Bezirk beantwortet, Zeitungsbeiträge erstellt, weitere Inserate gestaltet werden, Kleber mit Slogan organisiert und neue Software kennengelernt werden. Wertvoll war auch die Mithilfe eines Mitgliedes, das trotz Familienzuwachs die Finanzen, das Budget und weiteres organisierte. Man sieht, jeder ist wichtig und hilft dem Ganzen. Ein Team ist nötig für die vielen Aufgaben, die alleine kaum zu bewältigen sind. Je mehr Leute mithelfen, desto besser für jeden.

Alles begann somit mit einer einfachen Idee, eine Zeitung zu lancieren. Zufall? Die Idee wurde jedenfalls zu harter Arbeit für einige. Ich kann nur empfehlen, so was selber zu starten. Man lernt viel dabei, auch über Menschen.

Wie auch immer, so wurde aus einer simplen Idee ein richtiges kleines Politikprojekt, das uns alle noch immer fordert und doch Spass macht. Das Team wird stärker, auch durch mehr Zusammenarbeit. Wir hoffen weiter auf Neuanmeldungen – Politik macht so wirklich auch Spass.

Die Wahl wird bald zeigen, ob sich die Arbeit des GLP-Teams gelohnt hat. Noch sind Arbeiten für die Wahl am Laufen und dieser Blog-Beitrag ist noch in Arbeit. Ich kann jedem nur etwas empfehlen. Werdet aktiv, geht wählen – die Demokratie lebt mit jedem von Euch.

Jeder Wähler ist ein Teil der Demokratie. Schaut genau hin,
wen Ihr wählt und was seine Motivation ist. WF 02.02.2022

Die Zukunft beginnt heute

Jeder ist Teil der Zukunft, auch wenn nur als Bauer auf dem Schachbrett des Lebens, so wie wie die Meisten von uns.

Schlussfolgerung

Heute bewerbe ich mich aus Überzeugung für den Gemeinderat. Etwas für Wädenswil und somit auch für unsere Zukunft bewirken zu können, finde ich herausfordernd.
Ich erhoffe mir weitere interessante Menschen kennen zu lernen. Menschen und Wissen ist wichtiger als Geld. Ich bin kein Held und für eine politische Karriere bin ich wohl zu alt. Es macht mir einfach Spass mitzuwirken und ist mir extrem wichtig, dass wir alle auf mehr Nachhaltigkeit achten. Meine Frau ist von meinem politischen Einsatz zwar nicht unbedingt begeistert, sie hat jedoch meine oft queren und manchmal etwas zu euphorischen Ideen stets unterstützt. Sollte ich Gemeinderat werden, geht der ganze Lohn an Wädenswiler Projekte – versprochen.

Falls jemand eine gute interessierte Jungpolitikerin oder einen Jungpolitiker kennt, einfach bei mir oder Pierre Rappazzo (Präsident GLP Wädenwil) melden – wir suchen weitere Mitglieder. Übrigens auch aus der Au, Hütten und Schönenberg wünschen wir uns Verstärkung. Bewegt was, tut was, werdet Mitglied einer Partei, geht wählen. Gemeinsam können wir mehr erreichen.

Übrigens auch dieser Beitrag – ein Schnellschuss…

Ich danke Ernst T. für die Rückmeldungen und seine Korrekturtipps. Merci.

Eine Antwort auf „Projekt Politik – GLP 2022“

  1. Seit 2022 nun im Gemeinderat. Bevor ich etwas dazu schreibe erst mal etwas Erfahrung sammeln. Nur soviel, Werbung funktioniert und um einen Sitz zu erhalten ist schon etwas Aufwand an Zeit nötig – nachher erst recht. Die Bezahlung kann man sich schenken reicht zu nix und ist sicher kein Grund das Amt anzustreben (ca. 2000 bis 3000.-/Jahr)…

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